Twitter ist neben Facebook eines der ältesten und gleichzeitig eines der am häufigsten genutzten sozialen Netzwerke. Laut einer Onlinestudie von ARD und ZDF im Jahr 2020 ist Twitter mit ca. 1,4 Millionen täglichen Nutzern in Deutschland nach Facebook, Instagram und Snapchat auf Platz 4 der am häufigsten genutzten sozialen Netzwerke. International gesehen gibt es täglich über 350 Millionen aktive Nutzer.

Einer dieser täglich sehr aktiven Nutzer ist niemand anderes als Elon Musk. Das in Südafrika geborene und in den USA lebende Unternehmensgenie dürfte den meisten als einer der Mitbegründer von PayPal, als Gründer von SpaceX oder als einer der frühesten Investoren und heutiges Aushängeschild von Tesla bekannt sein.

Musks eigener Twitter-Account liegt mit fast 82 Millionen Followern (Stand 15.04.2022) auf Platz 8 der erfolgreichsten Accounts nach Nutzerzahlen. Platz 10, wenn es die Accounts von Ariana Grande und Donald Trump noch geben würde.

So verwundert es nicht, dass er bereits früh großes Interesse an Twitter zeigte. Für ihn ist die Plattform ein ungezügeltes Sprachrohr und seine Tweets haben oft gewaltige Auswirkungen. So ist es bereits des Öfteren vorgekommen, dass ein einziger Tweet von ihm ganze Aktienkurse einbrechen lassen oder eben auch stark steigen lassen hat.

Mal ein kleines Beispiel. Im Dezember vergangenen Jahres hat Musk per Twitter angekündigt, dass Tesla ab sofort Dogecoin als Zahlungsmittel für Merchandiseartikel akzeptieren wird. Keine 5 Minuten später erlebte der Dogecoin mit über 20 Prozent Aufschwung einen unglaublichen Kurssprung.

Hier klicken, um den Inhalt von Twitter anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Twitter.

Die Hintergründe

Twitter als ungefiltertes Sprachrohr zu gebrauchen, macht allerdings nicht nur Elon Musk. Auch der amerikanische Ex-Präsident Donald Trump hat schon so einige Bomben hochgehen lassen, weil er zuerst getwittert und dann erst nachgedacht hat. Zusätzlich wurden viele Falschinformationen und Verschwörungstheorien während der COVID-19-Pandemie auf Twitter verbreitet.

Schon alleine aus diesen Gründen hat Twitter in den letzten Jahren so einige Vorkehrungen getroffen. Accounts werden gesperrt und staatsnahe Konten werden mit speziellen Labels gekennzeichnet, sodass man direkt erkennen kann, dass dieser Account mit staatlichen Organen zu tun hat.

Für die meisten User der Plattform sind dies eindeutige Verbesserungen und keineswegs negative Entwicklungen. Allerdings gibt es eben auch immer wieder negative Stimmen, die behaupten, dass dadurch die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.

Auch wenn dies in meinen Augen natürlich reiner Unsinn ist, hat sich dieser Gedanke durchaus festgesetzt. Leider ist das der Hauptgrund von Musks Entscheidung, die Kontrolle über Twitter zu erlangen.

So schreibt Musk, dass er daran glaubt, dass Twitter das Potential hat, die Plattform für freie Meinungsäußerung auf der ganzen Welt zu sein und dass eine freie Meinungsäußerung „eine gesellschaftliche Notwendigkeit für eine funktionierende Demokratie ist“.

Allerdings scheint ihm jetzt bewusst geworden zu sein, dass Twitter dies in seiner jetzigen Form nicht erfüllen kann und man Twitter aus diesem Grund in Zukunft als privates Unternehmen führen muss.

I invested in Twitter as I believe in its potential to be the platform for free speech around the globe, and I believe free speech is a societal imperative for a functioning democracy.

However, since making my investment I now realize the company will neither thrive nor serve this societal imperative in its current form. Twitter needs to be transformed as a private company.

Elon Musk – sec.gov

Was bedeutet das genau?

Das bedeutet, dass der etwas exzentrische Milliardär 54,20 US-Dollar pro Twitter-Aktie in die Hand nehmen möchte, um das Unternehmen für über 41 Milliarden US-Dollar von der Börse zu nehmen. Twitter Inc. hatte vor dem Angebot einen Börsenwert von ca. 31 Milliarden US-Dollar. Damit bezahlt Musk sogar einen saftigen Aufpreis pro Aktie, um sein Ziel durchzusetzen.

Sollte die Übernahme wie gewünscht erfolgen, kann man durchaus damit rechnen, dass die von Twitter eingeführten Maßnahmen wieder rückgängig gemacht werden und zukünftige Prüfungen von Profilen und Tweets wesentlich laxer durchgeführt und damit auch weniger Strafen verhängt werden. Möglicherweise werden wir auch Donald Trump in Zukunft wieder auf Twitter sehen. Allerdings ist dies eher fragwürdig, da Trump inzwischen sein eigenes kleines Netzwerk ins Leben gerufen hat.

Jetzt kann natürlich jeder Nutzer von Twitter selbst darüber entscheiden, ob er weiter ein Teil dieses Netzwerkes sein möchte. Selbstverständlich wird kein anderes Netzwerk Twitter als solches ersetzen können. Zum Beispiel sind Signal und Threema tolle und zufriedenstellende Alternativen für WhatsApp und Telegram, allerdings kann man trotzdem nicht ganz auf WhatsApp verzichten.

Da sich vielleicht trotzdem der ein oder andere Nutzer nach einer funktionierenden Alternative umschaut, habe ich mich für diesen Beitrag entschieden. Aber was könnte eine passende Alternative sein?

Facebook, Tumblr oder doch eher Mastodon?

Sicherlich kommt den meisten als erstes Facebook in den Sinn, wenn es um eine Alternative für Twitter geht. Dafür gibt es auch gute Gründe. Facebook hat weltweit am meisten Nutzer und auch einige Regularien, welche sich an denen von Twitter orientieren. Auch über Facebook werden regelmäßig wichtige Meldungen veröffentlicht. Gerade jetzt im Russisch-Ukrainischer Krieg werden von ukrainischer Seite täglich mehrere offizielle Meldungen des Militärs und Staates veröffentlicht. Allerdings muss man Facebook nicht wirklich vorstellen, sodass ich dies hier übergehe.

Ein weiterer Dienst, welcher als Alternative gelten könnte, trägt den Namen Tumblr. Allerdings ist Tumblr meiner Meinung nach eher eine private Blogging-Plattform, als dass man dieses Netzwerk als Alternative in Betracht ziehen sollte. Kommen wir also zu der meiner Meinung nach besten Alternative – Mastodon!

Was ist Mastodon?

Mastodon ist ein Mikroblogging-Dienst, welcher von einem deutschen Programmierer entwickelt wird. Das Konzept dahinter ist sehr ausgeklügelt und wirklich interessant.

joinmastodon.org Screenshot
Screenshot der Website joinmastodon.org

Im Gegensatz zu Twitter wird Mastodon als dezentrales Netzwerk konzipiert. Das bedeutet, dass es nicht eine große Plattform gibt, sondern viele verschiedene Netzwerke von unterschiedlichen Privatpersonen, Vereinen oder Organisationen betrieben werden.

So gibt es zum Beispiel ein eigenes Netzwerk für Personen, welche sich mit dem Ruhrgebiet identifizieren bzw. von dort stammen oder jetzt dort wohnen. Etwa 1100 Personen sind dort aktuell registriert. Mit mastodon.art gibt es auch ein eigenes Netzwerk für Künstler! Allerdings ist man nicht nur auf spezielle und damit kleinere Netzwerke angewiesen. Man kann sich auch für das Hauptnetzwerk mastodon.social anmelden, welches von den Entwicklern mit über 650.000 Nutzern selbst betrieben wird.

Aber das bedeutet nicht, dass du mit anderen Nutzern dieser Netzwerke – oder Instanzen, wie sie korrekt genannt werden – keinen Kontakt haben kannst. So kannst du ohne Probleme anderen Nutzern über Netzwerkgrenzen folgen und mit ihnen Kontakt halten.

Abgesehen davon unterscheidet sich die Nutzung von Mastodon und Twitter nicht besonders. Du kannst Texte, Fotos und Videos veröffentlichen, anderen Nutzern folgen und ihnen private Nachrichten schreiben. Im Gegensatz zu Twitter sind Nachrichten nicht auf 144 Zeichen beschränkt und sie heißen nicht Tweets, sondern Toots. Bei Mastodon bekommst du mit 500 Zeichen wesentlich mehr Spielraum, um deine Gedanken mit der Welt zu teilen!

Was ist mit den Regeln?

Jetzt folgt in meinen Augen einer der größten Vorteile gegenüber Twitter. Da es nicht nur einen großen Betreiber, sondern viele verschiedenen Instanzen mit unterschiedlichen Betreibern gibt, hat jedes eigene Netzwerk seine eigenen Regeln und Moderatoren, um diese durchzusetzen.

Ich gebe mal ein kleines Beispiel. Auf der Instanz der Entwickler mit über 650.000 Nutzern gilt ein Verbot von Rassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie und anderen Formen von Fremdenfeindlichkeit. Ebenfalls darf man nicht zu Gewalt aufrufen, keine anderen Nutzer belästigen und mit Bezug auf Twitter kann ich hinzufügen, dass man keine falschen oder irreführende Informationen vorsätzlich weitergeben darf. Sexueller Inhalt ist grundsätzlich erlaubt, muss aber als solcher kennzeichnet werden.

Wie bereits erwähnt, liegt es an jeder Instanz als solches, die Regeln auch durchzusetzen. Dafür stehen den Moderatoren eine breite Palette an Tools zur Verfügung. So kann man zum Beispiel auch andere Server für seine Instanz komplett oder teilweise sperren. So ist es zum Beispiel mit gab.com passiert. Das Netzwerk wird als das Twitter der Rassisten angesehen. Donald Trump hat dort zum Beispiel einen Account mit über 2,3 Millionen Abonnenten.

Wer nutzt Mastodon?

Auch wenn du es vielleicht gar nicht weißt, aber Mastodon hat – besonders in Deutschland – eine große Auswahl an Nutzern. So hat der Bund mit social.bund.de eine eigene Instanz, auf der zum Beispiel der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) oder das Bundespresseamt tootet. Weltweit gesehen gibt es inzwischen über 5 Millionen Nutzer auf über 3.700 Instanzen (Stand 18.04.2022).

Fazit

Wie bereits weiter oben erwähnt, kann keine Social-Media-Plattform Twitter komplett ersetzen. Es fehlen am Ende einfach die großen Nutzer. Wenn sich natürlich jetzt international bekannte Politiker, Reporter, Sportler, Schauspieler und Spielehersteller auf einer Mastodon Instanz registrieren würden, würde die breite Masse sich auch registrieren.

Grundsätzlich hat Mastodon aber einen sehr interessanten Ansatz, den man definitiv einmal ausprobiert haben sollte. Ich zum Beispiel bin gerade dabei, mir Accounts auf Social Media einzurichten und werde dabei Mastodon nicht auslassen.

Ich hoffe, dass dir dieser Beitrag gefallen hat. Wenn du Fragen zu Mastodon haben solltest, steht dir die Kommentarsektion zur Verfügung – dein Maurice.

Möchtest du immer aktuell bleiben und automatisch über neue Beiträge informiert werden? Dann melde dich doch für meinen kostenfreien Newsletter an!

DSGVO (Pflichtfeld) *

Categorized in: